Stillstand

Und plötzlich war kein Stein mehr auf dem anderen – die Spassgesellschaft wurde abrupt vom Staat ausgebremst. Darf man in dieser Zeit noch von A nach B reisen und sich eine Luftveränderung gönnen? Wir haben es getan und sind eine Woche in unsere geplanten Skiferien in die Berge gefahren. Ohne Skis, aber mit viel Proviant und Lesestoff - als Selbstversorger auf einsamen Pfaden.

Mein aktueller Blog sollte eigentlich das hektische Verhalten der Skifahrer dokumentieren. Über die, die keine Zeit für die Ferien haben, konstant in den Bergbahnen ihre E-Mails checken müssen und denken, den unglaublich wichtigen Spagat zwischen Arbeit und Erholung vollbringen zu müssen. Doch nun plötzlich keine Hektik mehr, keine Apps, welche die Höhenmeter zählen, keine Tageskarten-Amortisation, kein Anstehen mit ungeduldigen Artgenossen und kein Wettrennen mehr, auf die freien Sonnenplätze auf der Terrasse. Dafür Stille in der Natur – zurück auf Feld 1.

Unsere Welt wurde geerdet und die Gesellschaft ist mit ungewohnten Situationen konfrontiert. Berufstätige Eltern müssen sich plötzlich um ihre Kinder kümmern und empfinden dies als ausserordentlichen Aufwand. Auch in Krisenzeiten wird auf hohem Niveau gejammert.

Wie sollen sich die Unternehmen verhalten, welche noch arbeiten dürfen? Soll man das im stillen Kämmerchen tun? Ganz CH-like, bloss nicht auffallen und still vor sich hinarbeiten. Darf man sich bemerkbar machen und mitteilen, dass man noch am arbeiten ist und Aufträge entgegennimmt? Oder soll man sich solidarisch zeigen und sein Büro ebenfalls schliessen? Das Gewissen kämpft hier gegen den letzten Strohhalm der Wirtschaft.

Wieviel Marketing verträgt eine Krisensituation?

Noch vor einer Woche ertönte die Werbung für ein Thermalbad aus dem Radio, obwohl diese Institutionen schon längst geschlossen waren. Mit jedem Tag nahm das unendliche Beschallen von Werbung im Radio ab und die Stationen spielen nun den ganzen Tag Musik. Die Werbebudgets sind aufgebraucht oder sistiert. Auch hier komplett entschleunigt. Weg vom Rabattgeschrei im Takt, hin zu objektiven Berichten über die aktuelle Situation. Die Radiostationen nehmen ihre Grundaufgaben wahr.

Aktuell einen Flyer mit einem Hinweis auf einen Totalausverkauf zu versenden, macht wenig Sinn. Bis der Totalausverkauf stattfindet, erinnert sich niemand mehr genau daran. Newsletters flattern in die Mailbox und werden zum Platzhalter zwischen den COVID-19 Meldungen. Das Digital Marketing sollte zu dieser Zeit zweckmässig genutzt werden. Die Marketinginstrumente sinnvoll einsetzen, mit dem Rabattgeschrei kann in ein paar Wochen wieder begonnen werden. Der dünne Faden, an welchem unsere Wirtschaft zur Zeit hängt, braucht jede Unterstützung.

Es wird wieder aufwärts gehen, wer weiss wann - eines Tages sicher. Nützen wir diese Zeit, um Vorbereitungen zu treffen. Damit wir bereit sind, unserer Wirtschaft den dringend nötigen Aufschwung zu geben und unser Land mit vereinten Kräften wieder aus dieser Krise zu bringen.