Home Office – Fluch oder Segen?

Für viele ist das Home Office eine grosse Herausforderung, manchmal beginnt es schon damit, wie man das Wort richtig schreibt. Zusammenhängend – sieht etwas komisch aus. Mit Bindestrich – ok gibt dem Ganzen einen modernen Touch. Ohne Bindestrich – ja, so könnte es nicht schlecht hinkommen.

Als Freelancerin ist das Home Office für mich kein Neuland. Aber wie immer mal in den letzten Tagen gehört, entwickeln die Neuankömmlinge im heimischen Büro in dieser Zeit Verständnis für uns Heimwerker. Als ich jeweils erzählte, dass ich von zu Hause aus arbeite, sah ich schon die Filme in den Kopfkinos meiner Gegenüber. Ah, gleitende Arbeitszeit und mit ausgebeulter Jogginghose vor dem PC, Kaffee zur Linken und Gipfeli zur Rechten. Bei schönem Wetter mit dem PC auf den Knien in der Lounge sitzend. Auf jeden Fall steht der Spassfaktor bei uns Freelancern im Vordergrund. Ganz analog den momentanen Instagrambildern, wo diverse Home Offices gezeigt werden. Der Schreibtisch im hellen Wintergarten, die Sonne beim Schreiben geniessen und hinter dem Bildschirm die schöne Landschaft als Dekoration. Wer hat schon mal etwas länger mit der Sonne im Gesicht an einem Bildschirm gearbeitet?

Die Tagesstruktur im Home Office zählt zu den wichtigsten Begleitern. Auch als Freelancer stehe ich jeweils immer zur selben Zeit auf und beginne meinen Arbeitstag. Mein Arbeitsweg ist etwas kürzer, da sich das Büro im Untergeschoss befindet. Da bleibt es auch, ob nun die Sonne scheint oder nicht. Doch der Ablauf davor ist derselbe, wie wenn ich das Haus verlassen würde. Ok, die dicken Stiefel und den Mantel darf ich in den Wintermonaten weglassen, das Büro ist geheizt.

Die Selbstdisziplin steht an erster Stelle und ich gebe zu, auch ich muss hin und wieder streng mit mir selber sein. Kundentermine plane ich jeweils in der ersten Hälfte des Tages. Durch diese Selbstüberlistung kommt schon gar nicht der Gedanke auf, länger im Bett liegen zu bleiben. Meine Kaffeepausen sind die Hundespaziergänge, schon manch kreative Idee ist mir an der frischen Luft in den Kopf gestiegen.

Sicher kann nicht jeder von einem grosszügigen Raumangebot zu Hause profitieren. Kinder mit Homeschooling, Kleinkinder die sich freuen, dass die Eltern nun den ganzen Tag da sind, diverse Telefonkonferenzen in fast allen Räumen. Ein Grossraumbüro in den eigenen vier Wänden. Als Überbrückung für ein ruhiges Home Office bieten zur Zeit diverse Hotels ihre Zimmer an. Eine clevere und innovative Idee, die leeren Hotelzimmer - unter Einhaltung der Vorschriften vom BAG - zu nutzen.

Seit dem Bundesratsbeschluss – ich nenne es ungern Quarantäne oder Hausarrest – habe ich meine Freelancertätigkeit ausgebaut. Seit gut zwei Wochen bin ich noch Kantinenköchin. Meine neuen Arbeitskollegen aus dem Home Office sind meine Gäste und meine Lunchpausen haben plötzlich an Unterhaltungswert gewonnen.

In den letzten Tagen kommt mir der Spruch aus meinem Poesiealbum (das war übrigens früher unser Instagram) immer mal wieder in den Sinn:

Schenkt dir das Leben eine Zitrone, mach Limonade draus.

2 Kommentare

  1. Veröffentlicht von Rahel am 20. April 2020 um 16:46

    Ich habe grad schnell meinen Home Office Betrieb unterbrochen um deinen Blog zu lesen. Es hat Freude gemacht, dich bildlich im Untergeschoss am PC sitzen zu sehen! Im Gegensatz zu dir bin ich den (oder das?) Home Office nicht gewohnt… lasse mich immer mal wieder gerne von allem Möglichen ablenken… aber auch ich kann dem Home Office viel Positives abgewinnen, imfall.
    Freue mich auf ein Wiedersehen im Real Life 🙂
    Rahel



    • Veröffentlicht von textvoll am 21. April 2020 um 9:30

      Hoi Rahel, ich habe mir die Disziplin auch während den Jahren angewöhnen müssen. Alles hat immer zwei Seiten. Ist das Office in den eigenen vier Wänden, erledigt man auch nach Büroschluss noch etwas und nicht selten verliere ich mich dann darin. Mit einem externen Office ist man mehr abgegrenzt und lässt es auch mal nach dem Feierabend gut sein. Doch sind wir Selbständige nicht immer selbst & ständig an irgendetwas dran? 🙂 Liebe Grüsse und bis bald! Regula