Flauschig ins Wellness
Mit meinen 156cm (barfuss gemessen) schramme ich knapp an der weiblichen Durchschnittsgrösse der Schweiz vorbei. Die angestrebten 164cm wurden vor Jahren nicht erreicht, was nicht weiter schlimm ist. Wären da nicht diese ewig weiten Bademäntel in den Wellness Hotels.
Spätestens beim Anblick dieses ordentlich zusammengefalteten Wulstes, beginnt meine Hoffnung auf Grösse „S“ zu schwinden. Der Blick auf die Etikette „XL“ schmettert meine gedanklichen Freudensprünge vollends nieder. Diese Bademäntel sind nie klein geschnitten und laufen beim fleissigen Waschen auch nicht ein. Nein, sie behalten ihre Übergrössen und lassen mich jedesmal als kleines Kind in Papas Kleidern erscheinen.
Aufgefaltet wirkt der Bademantel schier überdimensional. Nach dem Anziehen hängt er, unförmig wie ein Kartoffelsack aus flauschigem Frotteestoff, an meinen Schultern. Den ersten Ärmel kremple ich erfolgreich 3-4 mal nach hinten. Beim Krempeln des zweiten Ärmels löst sich der Krempel des ersten Ärmels wieder. So lasse ich – schon leicht schwitzend – meine Hände in den grossen, weiten Ärmeln verschwinden.
Sind dann mal beide Seitenteile ordentlich übereinander geklappt, ist bestimmt der Frotteegurt nicht eingefädelt. Mit den zu grossen Ärmeln ziele ich mit dem Gurt in die Schlaufen. Natürlich sind die sorgfältig eingeklappten Seitenteile – spätestens beim Erreichen der Schlaufe am Rücken – wieder aufgeklappt. Der Schwitzfaktor ist eine Stufe angestiegen.
Also nochmals von vorne; Seitenteile sortieren, Gurt festzürnen und möglichst schnell verknüpfen. Es ist geschafft, ich stecke in diesem grossen, wärmenden Stoffteil fest und schlage den grossen Kragen, der mir Hals und Ohren wärmt, zurück. Schliesslich befinde ich mich immer noch in einem leicht temperierten Hotelzimmer und nicht in einem kalten Iglu am Nordpol.
Über die Länge des Bademantels kann man diskutieren. Ich bin schon zufrieden, dass ich beim Gehen nicht über den Saum stolpere.
Die Badelatschen – ebenfalls in einer „Durchschnittsgrösse“ – lasse ich zu meinem Vorteil weg. Stürze über den eigenen Schuhrand sollten mit angehängter Badetasche vermieden werden.
Den ersten Saunagang habe ich nach dem Anziehen des Bademantels bereits absolviert. Beim Eintreffen in der Saunalandschaft tauche ich direkt in das erfrischende Kaltwasserbecken ein.
Die Alternative einen Kinderbademantel zu bestellen, fällt weg. Wer läuft schon gerne im Wellnesshotel mit einem Mickey Mouse auf dem Rücken durch den SPA-Bereich.