Im Regen stehen gelassen

Wer kennt das nicht, am Morgen strahlend blauer Himmel, die Morgensonne blendet und ein Blick auf das Wetter App erübrigt sich.

Doch dann; die Gewitterfront hat an Tempo zugelegt und steht pünktlich zum Feierabend vor der Bürotüre. Mit Sonne tanken auf dem Heimweg wird heute definitiv nichts mehr. Meine erste Erinnerung gilt dem gut versorgten Regenschirm zu Hause. Warum habe ich nicht schon längst einen Taschenknirps für solche Fälle gekauft?!

Es hilft nichts, der Regen prasselt mit grossen, schweren Tropfen nieder und das Büro-Outfit ist alles andere als regentauglich. Die Trams sind schon vollgestopft und fahren mit ausladenden, angelaufenen Scheiben vorbei. Der erste Zug ist schon
abgefahren, weil ich die Zeit mit der Überlegung zur perfekten Trockenstrategie vertrödelt habe. Mit Stilstudien zu diversen Regenabwehrsystemen verbringe ich nun eine Weile unter dem Dach des Bürohauses. Das Schleichen entlang der Hausmauern unter den Hausdächern fällt weg, das Bürogebäude befindet sich in einem regenfreundlichen Flachdachquartier.

  • Der Banker mit der Aktentasche über dem Kopf hüpft gekonnt an allen Pfützen vorbei. Wenigstens bleibt der feine Zwirn des Anzugs auf 30cm2 trocken.
  • Der Brillenträger senkt den Kopf zum Boden, auch er rettet 5cm2 ins Trockene. Dafür rempelt er hie und da den nächsten Regenflüchter an.
  • Dann sind noch die Velofahrer mit der Pellerine für alle Fälle. Die Kapuze über den Kopf gezogen und den Helm fein säuberlich darüber gespannt. Etwas Neid auf die Pellerine kommt da für einen kleinen Moment auf. Nur schon ein Velohelm würde ein bis zwei Tropfen abfangen.
  • Wirklich neidisch werde ich dann auf die ewigen Baseballmützenträger – das Dach über dem Kopf und ein trockenes Gesicht.
  • Den absoluten Neid entwickelt sich dann definitiv auf die ewigen Pessimisten, die jeden Tag mit einem Schirm in der Tasche das Haus verlassen.

Es hilft nichts – der Regen hält an und schliesslich kann ich nicht bis Morgen vor dieser Haustüre stehen bleiben. Das halbe Bürogebäude ist schon an mir vorbei gehuscht und der Satz, dass es heute aber überraschend zu regnen begonnen hat, habe ich nun zur Genüge gehört. Ich stürze mich in die Fluten und nerve mich über die
ersten Tropfen auf meiner trockenen Kleidung. Der Blick zu meinen Schuhen, bereitet mich auf die nassen Füsse und das Reiben der nassen Strümpfe am Schuhrand vor. Mit Vorfreude auf meine trockenen Kleider zu Hause, pflotsche ich von einer Pfütze in die andere. Das Gute an meinem eiligen Rumgehüpfe ist; ich bin schneller in einem Warenhaus angekommen und kann mir nun endlich einen Taschenknirps kaufen.